Nach 140 Jahren ist die Linde fällig
Baum war jahrzehntelang Treffpunkt im
Dorf – Gepflanzt nach dem Krieg von 1870/71
Von Arne Grohmann, Braunschweiger Zeitung
Der Baum, der gepflanzt wurde, weil kein
Dorfbewohner im Krieg gefallen ist, ist gestern gefallen. Viele Bewohner des Dorfes Bornum im Landkreis Helmstedt kamen zum Abschied zum
traditionellen Treffpunkt im Ort.
Bei dem Krieg, den offensichtlich alle Soldaten aus Bornum überlebten, geht es nicht um den Ersten oder den
Zweiten Weltkrieg. Die Linde wurde als Zeichen der Dankbarkeit im Jahr 1872 gepflanzt – ein Jahr nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges
1870/71.
Wieviele Bornumer damals in den Krieg zogen und zurück kamen, ist noch durch Recherche in den Archiven zu ermitteln. Gestern kamen aber
den ganzen Tag lang Bornumer alle Generationen zu ihrer Linde, um sie noch einmal zu sehen.
Als es schon dunkel wurde, kam das Ende. Erst wurde
von einer Firma aus Göttingen die Krone des Baumes gestutzt, dann wurden die dicken Äste abgesägt. Am Ende wurde ein knapp drei Meter hoher Reststamm
gefällt.
Im Bornumer Ortsrat war es am Montagabend noch heiß her gegangen. Vehement sollte das Fällen verhindert werden. Doch ein Mitarbeiter der
Stadt Königslutter hatte ein Gutachten mitgebracht. "Das war schon sehr eindeutig", sagte Ortsbürgermeister Hans-Joachim Scherenhorst. Die
Linde war krank, der Stamm fast hohl und somit quasi einsturzgefährdet. Das wiederum ist eine große Gefahr für Fußgänger oder Autofahrer, die auf drei
Straßen oder Wegen an dem Baum vorbei gehen oder auch darunter durch fahren. Der Baum stand bisher auf einer kleinen Verkehrsinsel.
"Die
Linde wurde auch in den letzten Jahren nicht mehr so richtig grün", stellte der frühere Bornumer Bürgermeister Jürgen Beese fest.
Dass der
Baum gefällt werden musste, sieht inzwischen auch Sabine Wiemann ein. "Sonst hätten wir uns oben in der Krone angekettet." Auch für sie war
die Linde schon als Kind ein Treffpunkt und Ausgangspunkt für viele Sportfahrten.
Im nächsten Jahr wird Bornum 875 Jahre alt. Spätestens dann
soll eine neue Linde gepflanzt werden.
Freitag, 04.12.2009
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